Deckentheorie

Deckentheorie
Deckentheorie,
 
Deckenlehre, Nappịsmus, Geologie: Theorie des Gebirgsaufbaus, nach der zahlreiche Gebirge, z. B. Alpen, Karpaten, Apennin und Himalaja, aus einer Vielzahl von Überschiebungsdecken aufgebaut und durch Überschiebung großräumiger Falten entstanden sind. Der Aufbau eines Deckengebirges wurde erstmals in den Alpen erkannt, wo im Wesentlichen drei Deckensysteme mit verschiedenartigem tektonischem Aufbau zu erkennen sind: helvetisches (Helvetiden) und penninisches Deckensystem (Penniniden oder Lepontiden) in den Westalpen sowie die ostalpinen Deckensysteme (Austriden). Die Überschiebungen sollen von Süden nach Norden teilweise über 100 km Entfernung hinweg erfolgt sein. In den Südalpen sind keine großen Decken vorhanden.
 
 
Von M. A. Bertrand für das südbelg. Kohlengebirge bei Namur 1884 konzipiert, wurde die Deckentheorie nach Beobachtungen A. Eschers von der Linth bald auf die Alpen übertragen (A. Heim, H. Schardt), die weiterhin als Muster dienten. Die erste zusammenfassende Untersuchung über die Schweizer Alpen legte 1902 M. Lugeon vor. Ursprünglich machte man für die Auffaltung und Überschiebung der Decken eine allgemeine Erdkrustenschrumpfung verantwortlich (E. Sueß, A. Heim) und sprach von Verschluckung und Abbau aufgrund der Schwerkraft (Unterströmungstheorie von O. Ampferer u. a.). Dann hielten E. Argand, R. Staub und später A. Heim vorwiegend horizontale Kräfte aufgrund der Kontinentaldrifttheorie A. Wegeners für wirksam. Diese lange Zeit angezweifelte Deutung ist in den letzten Jahren vielfach bestätigt, aber im Rahmen der Plattentektonik modifiziert worden.
 
 
H. Hölder: Geologie u. Paläontologie in Texten u. ihrer Gesch. (1960).

Universal-Lexikon. 2012.

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